MALEREI und GRAFIK
Biografie
1953 in Braunschweig geboren, absolvierte Alice Choné eine vielseitige Ausbildung: ab 1972 ein Studium der Freien Malerei an der HfbK in Braunschweig bei Roland Dörfler, Siegfried Neuenhausen, Hermann Albert, 1975 ein Studium der Kunstwissenschaften in Marburg und der Philosophie an der TU Braunschweig. 1982 zog sie nach Hamburg, heiratete den Musiker und Komponisten Karl- Heinz Schöppner (Charly) und bekam 1994 die Tochter Nelly.
Großen Einfluss auf die Entwicklung ihrer Arbeiten hatten ihre Reisen: 1985 nach Afrika, 1988 nach Brasilien, 1992 nach St. Petersburg im Austausch der GEDOK mit dortigen Künstlerinnen. 2014 nach Sansibar.
Vier Jahre lang lehrte sie Anfang der 1990er Jahre Freie Malerei an der Fachhochschule Hamburg und nahm als Mitglied der Kunstkommission Einfluss auf die Kunstszene in Hamburg. Zeitweilig war sie Mitglied der GEDOK. 1995 gründete sie mit anderen das Künstlerhaus Dosenfabrik in Bahrenfeld, wo sie noch heute ihr Atelier hat.
Ihre Arbeiten zeitigten Erfolg, sie wurde mehrfach ausgezeichnet, 1988 mit dem Elysee Preis, 1990 von der Erdwin Amsinckstiftung, 1992 von der Bernhard Kaufmannstiftung. Bilder von ihr befinden sich im Anton Ulrich Museum in Braunschweig, bei der Kulturbehörde und der Handelskammer der Stadt Hamburg, im Kunstmuseum Haderslev, Dänemark und natürlich viele in Privatbesitz.
An Einzelausstellungen, die die Arbeiten der Öffentlichkeit präsentierten, sind zu nennen: 1980 in Gal. Rose, 1992 in Schloss Agathenburg bei Stade, 1994 in der Galerie Am Wall in Braunschweig und 1996 in Bonn in der Hamburg Vertretung. Dazu kommen diverse Beteiligungen an Ausstellungen.
Zu ihren Bildern
Den ersten Eindruck bestimmen in Alice Chonés Bildern die Farben, das Licht, diffuse Räume, Ausschnitte, verschwimmende Konturen, integrierte Objekte.
Auffällig ist eine hohe Sensibilität gegenüber Farbeffizienz und -Überlagerungen. Düsteres Schwarzgrau dringt perspektivisch verkürzt zur Mitte, Erdtöne vermischt mit Rotocker oder Gelb stoßen vom unteren Rand vor, grelles Weiß, mit Gelb oder Grauwerten gebrochen, wie helles Licht ihm entgegen. Blautöne, nach Grau oder Schwarz gebrochen oder aufgehellt, warme honigfarbene Gelbtöne, gern ins Rötliche übergehend und als Öl-Bienenwachs Technik (Enkaustik) auf Leinwand übertragen, bilden eine ästhetisch hochsensible Palette.
Die Technik des Auftrags verändert sich vom malerischen, breiten Pinselduktus mit handschriftlichem Charakter zu einer Mischtechnik, in der mit dem Spachtel gezogene, teils wieder abgekratzte oder strukturell durchgearbeitete Zonen körnig-aschenmäßig alternieren. Mit Sand, Gips oder Marmormehl versetzt, gleichen sie vulkanischen Eruptionsrudimenten.
Raumstrukturen entstehen durch Rahmungen, Abgrenzungen, geometrische Felder. Sie gewähren Einblicke, Durchblicke, Fensterausblicke in diffuse Bildräume. Plastizität entsteht, durch Licht erzeugt oder durch formale Gestaltung in positivem wie negativem Sinn.
Von ihren bereits erwähnten Reisen nach Afrika, Brasilien mit Rio de Janeiro und Sao Paulo, St. Petersburg und Sansibar brachte sie Studien und Bildnotate mit, die im Hamburger Atelier in der Folgezeit zu teils großformatigen Arbeiten entwickelt und komprimiert wurden. In Brasilien arbeitete sie an einem Film zum Thema Aids und Sextourismus mit und lernte dabei die Riesenstadt Rio, die in Reiseführern gern als schönste Stadt der Welt gefeiert wird, gleichermaßen von ihrer verelendeten Seite kennen. Sie erlebt die Gefährlichkeit der aus sozialer Verelendung erwachsenen Kriminalität, den Sexismus, die Brutalität der Gesellschaft. (Text Maike Bruhn)