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Dittlmann & Jank

Anfang ohne Ende

Es ist wie ein Ritual, oder einfach eine Vorgehungsweise, in der jede Handlung einer immer wiederkehrenden Anleitung folgt, einer Anleitung, die sich ganz zu Beginn einmal aus den uralten Traditionen eines Handwerks ergeben hat.

Zu Beginn - dieses Wort wiegt schwer, meint die Entdeckung des Metalls, die Erfindung seiner Bearbeitungsmöglichkeiten, die Sammlung eines besonderen Wissens um dieses besondere Element, dessen Existens die Menschheit im Guten wie im Schlechten so bestimmt hat. Zum Beginn meint aber auch den ganz persönlichen Kanon, den Bettina Dittlmann und Michael Jank zusammen für sich gefunden, zu einer freien Komposition mit gewissen Konstanten entwickelt und schließich zu ihrem Kanon gemacht haben, dem sie - unabhängig von eigenen Projekten - gemeinsam folgen, man möchte sagen FÜRIMMER.

In dieser Vorgehensweise, die in ihren Grundregeln aus der Handwerktradition des Schmiedens erwachsen ist, war und ist die erste Zutat und gleichzeitig die erste Konstante das pure Metall. Zu Beginn ist es reines Gold oder reines Silber, später sind reines Kupfer oder reines Eisen hinzugekommen. Jedes dieser Metalle verwenden Dittlmann und Jank nur unvermischt, ganz pur und so steht am Beginn, wenn der Kanon angestimmt wird, ein immer forschendes Beobachten, das jeden Schritt der Vorgehensweise begleitet und in einem Wissen mündet, das ein Ende setzt und dennoch nie das Ende kennt.

Die zweite Zutat und gleichzeitig die zweite unveränderte Konstante war und ist die Form des Ringes. Dieser Archetypus einer Form, die Materialisierung der unendlichkeit, fügt sich ganz natürlich in den Kanon ein, der mit diesen ersten zwei Zutaten bereits seine Begabung zum Ritual begründed.

Auch der Ring - als Form das Sinnbild für das Unfassliche des Seins ohne Anfang und Ende - muss geboren werden und so bereitet sich im Schmelzen des Metalls seine Geburt vor. Grundlegende Charaktereigenschaften und die spezifische Energie, die jeder Materie innewohnt, sind in der Wahl des Metalls schon gegeben, sie offenbaren sich nach und nach im Werden der endgültigen Form - endgültig?

So liegt im Schmelzen und Gießen in die Kugelanke, ein Beginn, dem die intensive Suche nach der Mitte folgt. Das konzentrierte Schmieden zum Urklumpen, zum Patzen wird zum Weg, das Zentrum zu finden, die Form aufzudornen, die Mitte zu durchstoßn: die Geburt der Form - dies ist der eigentliche Anfang.

Nichts wird mehr hinzugefügt, nichts weggenommen, nichts gefeilt, nicht poliert, nur reines Schmieden, kalt oder heiß, nach Charakter des Materials - ein Sinnbild des Wachsens, des Lebens an sich. Auf dem Weg zu der Ringform - einer von vielen, jede mit der Dimension zur unendlichen Variation - zeichnet sich die Spur ab, die Spur des Schmiedens, die Spur des Hammers, die sich in die Materie einprägt, nach der ihr eigenen Gesetzmäßgkeit in ihr selbst wandert und gleichzeitig bleibt - und immer anwesend - zukünftig fortgeschrieben wird durch die Spuren des Trägers.

In diesem lebendigen Prozess, entstehen die Nuancen der Form, ganz aus der Hand der einen oder der des anderen, manchmal im Wechselspiel. Ganz dem Gefühl folgend finded sich die Form in der Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen, dem eigenen Wollen, der eigenen Disposition im Dialog mit dem Metall, der lebendigen Materie. Es entstehen FÜRIMMERRINGE - Anfänge ohne Ende.

Frau Dr. Sabine Runde, Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt/Main